10 Jahre
Geschlechterdifferenz in Architektur und Städtebau
Ein Lehrauftrag an der Fakultät für Architektur der TUM
Ein vielfältiger, spannender, excellenter Lehrauftrag
21 Architektinnen, Ingenieurinnen, Stadtplanerinnen und Kunsthistorikerinnen aus Deutschland, Mexiko, Österreich und der Schweiz veranstalteten in nunmehr 20 Semestern Seminare mit insgesamt ca. 300 Studierenden. Sieben Fakultätsfrauenbeauftragte wählten die Dozentinnen aus, koordinierten, organisierten und kollaborierten.
Künstlerinnenhäuser, Stadtskulptur, urban delight, Befreiung vom Wohnen, Stadtplan der Emotionen, Räume als Spiegel der Gesellschaft, ein Zimmer für sich allein, Küche oder Schlafzimmer, alles Titelstichworte der Geschlechterdifferenz.
Ein komplex vernetzter, mobiler Lehrauftrag
Jeder Lehrauftrag ist aus organisatorischen Gründen an einem Lehrstuhl angelagert. Den Lehrauftrag »Geschlechterdifferenz in Architektur und Städtebau« haben wir am Lehrstuhl der jeweils amtierenden Fakultätsfrauenbeauftragten angelagert. Ein bewegtes Leben war somit vorprogrammiert. Wechselte die Fakultätsfrauenbeauftragte, so wechselte der Lehrauftrag zu ihr.
Ein fördernder, vorbildlicher Lehrauftrag
Über die Vielfalt der Themen und Personen entstand eine Diskussion und eine Vorstellung von dem, was Genderaspekte in der Architektur sein könnten. Wichtig war für uns, nah an der Architektur und nah an entwerferischen Themen zu bleiben. Die Studierenden profitieren von dem breiten Spektrum an Seminarthemen. Die hochqualifizierten Dozentinnen schaffen motivierende Vorbilder für Studentinnen. Architektinnen die eine Hochschulkarriere anstreben, können sich mit dem Lehrdeputat notwendige Qualifikationen im Bereich der Lehre erwerben. Dann kann vielleicht die vom Gleichstellungsplan geforderte Anpassung der Zahl der Professorinnen (15%) an die der Studentinnen (60%) erfolgen.
Ein selbsterfundener, selbstgemachter Lehrauftrag
Ursprung des heutigen Lehrauftrages ist ein selbstorganisiertes Seminar von engagierten Studentinnen. Als Gruppe »MODULA« einem Arbeitskreis der Fachschaft Architektur, haben sie sich im Sommersemester 1996 dem Thema »Fraueninteressen in der Planung« gewidmet. Durch die Benotung der extern entstandenen Seminararbeiten durch Prof. Reichenbach-Klinke konnte das selbstorganisierte Seminar als Studienleistung eingebracht werden.
Im Wintersemester 1996/97 habe ich als damalige Frauenbeauftragte der Fakultät Architektur, gemeinsam mit Claudia Düll-Buchecker, der stellvertretenden Frauenbeauftragten den workshop »Architektinnen« initiiert. Ergebnis des workshops war die Etablierung der Studentinneninitiative zu einem Lehrauftrag. Die von uns organisierte Ringvorlesung „Architektinnen“ war ein weiterer Baustein im Prozess der inhaltlichen Auseinandersetzung um den Lehrauftrag. Im Sommersemester 1997 wurde der Lehrauftrag zum ersten Mal, von Odile Laufner, Architektin und Stadtplanerin aus Stuttgart, angeboten.
Ein zukunftsfähiger und ausbaubarer Lehrauftrag
Die Freiheit in der Wahl der Organisationsstruktur, Themenstellung und Methodik ist weiterhin Anreiz, hochqualifizierte Frauen für das Fach zu gewinnen. Vor 10 Jahren stellte der Fachbereichsrat, nach einer erfolgreich absolvierten Pilotphase des Lehrauftrags, eine weitere Etablierung in eine C3Professur in Aussicht. Dies könnte, nach dem Vorbild der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der TUM, die eine Professorin zum Thema »Gender Studies in den Ingenieurwissenschaften« berufen hat, nun geschehen.
Dipl.- Ing. Univ. Martina Günther, Architektin, Oktober 2006
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