Die Intensivierung und Strukturierung einer möglichst umfangreichen demokratisch-heterogenen Nutzungsmischung, das Anfüllen und mehrschichtige Überlagern von Funktion und Bedeutung, von Historie und Gegenwart, von Gestaltungsformen und Dimensionen, ermöglicht dem Reichsparteitagsgelände seiner historischen und gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden zu können, fordert zu einer Auseinandersetzung mit dem Ort auf, ermutigt die Geschichte des Ortes, aber hierin gerade auch die Eigene sich anzueignen.
Mehrschichtige Nutzungen und Nutzungstiefen, kein frontaler Geschichtsunterricht, sondern Historie en passant, zum selberentdecken, und doch ablesbar gelassen, ablesbarer gemacht, aber inspirierend statt dozierend.
Zur Stadt einladend sich öffnend den Fussball neben der Messe, mit der Messe, gemeinsame Parkierflächen sich teilend, ein gemeinsames Umfeld belebend, sich weniger störend als synergetisch fördernd. Ein erst zu erfahrender, zu belegender Bürgerpark, nicht streng funktional dotierte Flächen, eigentlich ein Glücksfall.
Geschichtsstationen An den vorgesehenen Punkten des Geländeinformationssystems enstehen Räume, oberirdisch oder in der Erde, die Geschichte sinnlich vermitteln. Die Geräuschkulisse, das Klatschen der Massenversammlungen könnte hörbar sein. Ein Einschnitt in den Schuttberg lässt einen Erdraum entstehen.
Platz der Opfer des Nationalsozialismus | Meistersingerhalle Der stark vom Verkehr und von räumlicher Zusammenhangslosigkeit gekennzeichnete Platz erhält durch die Öffnung des Fischbaches, und die dichten Baumreihen ein eindeutig landschaftliches Gepräge. Er ist, von der Stadt aus gesehen, der Auftakt zu den Freibereichen des Luitpoldhains und des Reichsparteitagsgeländes.
Zeppelinfeld Die Freifläche innerhalb der Tribünen wird zu einer Wiese. Nutzungsneutralität ist hier das Thema des Ortes. Die Nationalsozialisten haben den Ort funktionalisiert. Jedes Gebäude, jede Fläche war zweckdefiniert. Das Angebot einer grossen Wiese für den Jedermannsport soll Projektionsfläche unserer pluralen Gesellschaft sein. Die Strasse zwischen der grossen Tribüne und der Wiese ist frei nutzbar (skaten…) und wird nur bei Grossveranstaltungen mit als Parkfläche genutzt. Das LKW-Parken wird hinter die Tribüne verlegt. Veranstaltungen wie Rock im Park, Norisrennen usw. sind zu begrüssen.
Grosse Strasse Die Grosse Strasse wird in Ihrem Anfang und Ende ausformuliert. Die Sitzstufen und die dazwischenwachsenden Bäume sind zu schützen. (Geschichtsschutzgebiete)
Grundstein Der Grundstein des Deutschen Stadions bleibt an seinem ursprünglichen Ort und wird bei der Konzeption des Parkhauses berücksichtigt. Seine Zugänglichkeit muss gewährleistet sein.
Sportflächen Die Sportnutzung wird intensiviert. Neue Sportfelder zum Aufwärmen, für den Schulsport und verschiedene Sportarten entstehen. Die Wegebeziehungen zum Biergarten und die Anbindung zur S-Bahnstation Frankenstdion werden verbessert.
Biergarten Der Biergarten am neuen Messeturm ist ein neuer lebendiger Treffpunkt in der Mitte des Geländes. Die Lage am Wasser und in Messenähe macht ihn besonders attraktiv .
Messe /Messeturm Die Messe erhält als weithin sichtbares Zeichen einen Messeturm. Der Turm, mit Aussichtsplatform und eine kleiner Restauration, ist vom Reichsparteitagsgelände für alle Besucher zugänglich. Die Messe wird auf eine Nachverdichtung, bzw. eine Ausweitung in die Verkehrsflächen nach Süden hin untersucht. Eine weitere Ausdehnung des Messegeländes auf das Reichsparteitagsgelände ist nicht möglich.
Erschließung und Parken Die Anzahl der Parkplätze wird in vollem Umfang erhalten. Zusätzlich ensteht eine Parkharfe mit Parkdecks an der Beuthener Strasse. Ein Mehrangebot von Parkflächen könnte durch die Entwicklung von Parkhäusern in der Verkehrslandschaft südlich der Messe entwickelt werden.
Kongresshalle Die Kongresshalle soll eine kleinteilige, vielfältige Nutzung erfahren, kritisch, kreativ, demokratisch. Wir sehen in der Nutzungsheterogenität die Möglichkeit einer demokratischen Aneignung des Gebäudes, damit einhergehend des gesamten Geländes. Der Kongresshallentorso wird in seiner Monstösität mitnichten reduziert, sondern vielmehr durch das Relativieren an der Bezugsgrösse Mensch in seiner Maßstabslosigkeit erst begreifbar gemacht, der Auseinandersetzung übergeben.
Die vorhandenen Anschüttungen am Gebäude weden entfernt. Die baulichen Eingriffe berücksichtigen die Struktur des Gebäudes, die Treppenhäuser werden, mit Glas verschlossen, zu unbetretbaren horreurs vacuii. Der Innenhof bleibt nutzungsneutral als freie Fläche. Konservierung und reversible Veränderung sind der Leitfaden im Umgang mit der historischen Substanz.
Die Stadt übernimmt die Vermietung der Flächen. Die vermieteten Einheiten haben eine Grösse von 50 – 1000 qm und Raumhöhen von 3 m – 11 m. Über ein Bewerbungverfahren werden die geförderten Mietflächen anhand eines noch zu bestimmenden Kriterienkataloges vergeben. Ein größtmögliche Nutzungsmischung ist angestrebt. Politische, soziale, gesellschaftliche, energetische Organisationen, Schreinereien, Schlossereien, Druckereien, Planungs,- Grafikbüros, Startups, Existenzgründer, Wissenschafts,-Technologiezentrum, Ateliers, Galerien, Kulturelle Organisationen, Bars, Lounges, Gastronomie, Schulungen, VHS et al.
städtebaulicher ideenwettbewerb, engere wahl
[mit lex-kerfers landschaftsarchitektur, bockhorn]